Die Hayter-Farbradierung ist nach ihrem Erfinder benannt, dem englischen Maler und Grafiker William Stanley Hayter, der 1957 in seinem Atelier in Paris nach langem Experimentieren diese Technik erstmals angewandt hat. Was genau darunter zu verstehen ist, hat Veronika Flesch aus München, eine Schülerin des Erfinders dieser Technik, so formuliert:
Im Gegensatz zur herkömmlichen Farbradierung verwendet man bei der Hayter-Drucktechnik nur eine Druckplatte für alle (in der Regel drei) Farben. Dabei arbeitet man mit einer harten und einer weichen Walze und in ihrer Viskosität (Fließfähigkeit) durch beigemischtes Öl variierenden Farben. So wird erreicht, dass die Farben beim Auftragen auf der Platte jeweils unterschiedlich tief in die Strukturen eindringen. Keine Überlagerung der Farben entsteht, sondern ein Nebeneinander, da die Farben nicht ineinander verfließen können und so auf dem Druck interessante Farbsegmente entstehen. Für den Betrachter ergeben sich von weitem neue Farbtöne, bei genauem Hinsehen lösen sich diese jedoch in fein gepunktete, verschiedenfarbige Flächen auf. Für jeden Druck werden alle Arbeitsvorgänge wiederholt. Da schon kleinste Abweichungen - wie zum Beispiel in der Viskosität (Fließfähigkeit) - ein unterschiedliches Bild ergeben, ist jedes Blatt (Farbradierung) ein Unikat. Hayter gilt als Erneuerer des Farbdrucks für Radierung im 20. Jahrhundert. Die nach Stanley William Hayter benannte Farbdrucktechnik ist auch heute in Deutschland nach wie vor wenig bekannt und wird selten gelehrt.